Für Demokratie

    Buch: Der Fall Otto

    Erzähltes & Ungesagtes meiner Großeltern W. und O. Nagel

    Rezension: Esther Dischereit: Hab keine Angst, erzähl alles!

    Das Attentat von Halle und die Stimmen der Überlebenden, Verlag Herder

    Zum 2. Jahrestag der Mordanschläge in Halle am 9. Oktober 2019 erschien im Herder Verlag das Buch: „Hab keine Angst, erzähl alles! Das Attentat von Halle und die Stimmen der Überlebenden“. Herausgeberin Esther Dischereit war 2020 Prozessbeobachterin. Sie gibt den Überlebenden und Angehörigen der Opfer mit diesem Buch eine Stimme. Während des Prozesses haben viele Betroffene und ihre Anwälte in bewegenden, außergewöhnlichen Texten und Reden ihrem Schmerz und ihrem Zorn Ausdruck verliehen. Die Frage nach Solidarität und Zusammenhalt in einer vielfältigen Gesellschaft stand immer wieder im Raum. Eine Auswahl dieser und weiterer Texte hat Esther Dischereit in Zusammenarbeit mit den Autorinnen und Autoren zusammengestellt. Die Herausgeberin dokumentiert den Anschlag faktenreich und legt Wert auf die juristische und öffentliche Verarbeitung sowie das Erleben der Betroffenen.


    Bundespräsident Steinmeier mahnte im Januar 2020 zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag, dass die bösen Geister der Vergangenheit sich heute im neuen Gewand zeigen.

    Somit ist, wie Esther Dischereit in ihrem Vorwort schreibt, „das Zeugnislegen eine Verpflichtung und diese Arbeit ein Festhalten von Zuständen aus den Jahren 2019/2020/2021, in Halle und Magdeburg, am Ort, an dem das Gericht tagte, in Deutschland: die jüdischen Menschen, Einwanderinnen und Einwanderer, muslimische Menschen, Schwarze Menschen, geflüchtete Menschen, Passantinnen und Passanten und Imbissbesucher, Anwohner und weitere betreffend.“

    Auszug aus den Stimmen der Überlebenden und Zeugen sowie Zeuginnen im Gericht:

    „Es gab zwei Anschläge auf zwei Synagogen in Halle […] . Jeweils am 9. Tag eines Herbstmonats. Der erste war im November 1938 während des Novemberpogroms. Der zweite war im Oktober 2019 am jüdischen Feiertag Jom Kippur. […] Es gibt eine historische Verbindung zwischen diesen Anschlägen. Die zweite Synagoge steht heutzutage nur, weil die erste Synagoge [...] zerstört wurde.  [...] Es gibt auch eine ideologische Verbindung zwischen den Anschlägen: Sie heißt Antisemitismus.“

    Der Täter ist ein Produkt dieser Gesellschaft.

    „Es hätte ganz viel passieren können und dem wäre es auch egal, ob Kinder dagewesen wären. Ich glaub, der hätte auf alles geschossen, denke ich. WAR. Krieg. Keine Rücksicht… der wollte einfach nur seins.“

     „Mindestens ein Mensch ist hier schuldig. So viel ist offenkundig. Aber Verantwortung trägt die deutsche Gesellschaft […] wir alle sind verantwortlich dafür, eine bessere, gerechtere Gesellschaft aufzubauen.“

    „Ein weiteres Halle, ein weiteres Hanau können wir nur verhindern, wenn die guten und anständigen Menschen der deutschen Gesellschaft so etwas nicht noch einmal geschehen lassen.“

    Die Herausgeberin Esther Dischereit, geboren 1952, ist Lyrikerin, Essayistin, Erzählerin sowie Theater- und Hörstückautorin. Dischereit war von 2012 bis 2013 Beobachterin des NSU-Untersuchungsaus-schusses des Deutschen Bundestags.

    Eine wichtige Dokumentation gegen das Vergessen. Genauso ein wichtiger Baustein für den tagtäglichen Einsatz für den Erhalt unserer Demokratie.

    Salka Schallenberg

    Rezension:  Esther Dischereit: Hab keine Angst, erzähl alles!

    Rezension: Esther Dischereit: Hab keine Angst, erzähl alles!

    Das Attentat von Halle und die Stimmen der Überlebenden, Verlag Herder

    Zum 2. Jahrestag der Mordanschläge in Halle am 9. Oktober 2019 erschien im Herder Verlag das Buch: „Hab keine Angst, erzähl alles! Das Attentat von Halle und die Stimmen der Überlebenden“. Herausgeberin Esther Dischereit war 2020 Prozessbeobachterin. Sie gibt den Überlebenden und Angehörigen der Opfer mit diesem Buch eine Stimme. Während des Prozesses haben viele Betroffene und ihre Anwälte in bewegenden, außergewöhnlichen Texten und Reden ihrem Schmerz und ihrem Zorn Ausdruck verliehen. Die Frage nach Solidarität und Zusammenhalt in einer vielfältigen Gesellschaft stand immer wieder im Raum. Eine Auswahl dieser und weiterer Texte hat Esther Dischereit in Zusammenarbeit mit den Autorinnen und Autoren zusammengestellt. Die Herausgeberin dokumentiert den Anschlag faktenreich und legt Wert auf die juristische und öffentliche Verarbeitung sowie das Erleben der Betroffenen.


    Bundespräsident Steinmeier mahnte im Januar 2020 zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag, dass die bösen Geister der Vergangenheit sich heute im neuen Gewand zeigen.

    Somit ist, wie Esther Dischereit in ihrem Vorwort schreibt, „das Zeugnislegen eine Verpflichtung und diese Arbeit ein Festhalten von Zuständen aus den Jahren 2019/2020/2021, in Halle und Magdeburg, am Ort, an dem das Gericht tagte, in Deutschland: die jüdischen Menschen, Einwanderinnen und Einwanderer, muslimische Menschen, Schwarze Menschen, geflüchtete Menschen, Passantinnen und Passanten und Imbissbesucher, Anwohner und weitere betreffend.“

    Auszug aus den Stimmen der Überlebenden und Zeugen sowie Zeuginnen im Gericht:

    „Es gab zwei Anschläge auf zwei Synagogen in Halle […] . Jeweils am 9. Tag eines Herbstmonats. Der erste war im November 1938 während des Novemberpogroms. Der zweite war im Oktober 2019 am jüdischen Feiertag Jom Kippur. […] Es gibt eine historische Verbindung zwischen diesen Anschlägen. Die zweite Synagoge steht heutzutage nur, weil die erste Synagoge [...] zerstört wurde.  [...] Es gibt auch eine ideologische Verbindung zwischen den Anschlägen: Sie heißt Antisemitismus.“

    Der Täter ist ein Produkt dieser Gesellschaft.

    „Es hätte ganz viel passieren können und dem wäre es auch egal, ob Kinder dagewesen wären. Ich glaub, der hätte auf alles geschossen, denke ich. WAR. Krieg. Keine Rücksicht… der wollte einfach nur seins.“

     „Mindestens ein Mensch ist hier schuldig. So viel ist offenkundig. Aber Verantwortung trägt die deutsche Gesellschaft […] wir alle sind verantwortlich dafür, eine bessere, gerechtere Gesellschaft aufzubauen.“

    „Ein weiteres Halle, ein weiteres Hanau können wir nur verhindern, wenn die guten und anständigen Menschen der deutschen Gesellschaft so etwas nicht noch einmal geschehen lassen.“

    Die Herausgeberin Esther Dischereit, geboren 1952, ist Lyrikerin, Essayistin, Erzählerin sowie Theater- und Hörstückautorin. Dischereit war von 2012 bis 2013 Beobachterin des NSU-Untersuchungsaus-schusses des Deutschen Bundestags.

    Eine wichtige Dokumentation gegen das Vergessen. Genauso ein wichtiger Baustein für den tagtäglichen Einsatz für den Erhalt unserer Demokratie.

    Salka Schallenberg