In der Mitte des 19. Jh begann man sich auf regionale Traditionen zu besinnen und setzte sich verstärkt für deren Erhalt ein. Nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon gewann in Deutschland der Begriff Heimat an Bedeutung, parallel zur Epoche der Romantik. In Magdeburg beginnt Mitte des 19 Jh die industrielle Revolution. Die explodierenden Städte führten zur Verklärung des Landlebens, was wiederum die Beschwörung alter Traditionen beflügelte.
So muss man auch die hier gezeigten Puppen verstehen. Unter dem Titel „Alwines Puppen, Kostümgeschichte en miniatuer“ zeigt das Kulturhistorische Museum große Teile der Puppensammlung.
Es handelt sich um lebensnahe Nachbildungen von Modeerscheinungen und Trachten aus verschiedenen Zeiten und Regionen.
Ein Rübenbaron aus der Börde. Die Bauern wurden mit Zucker reich. Daneben typische Bördetrachten: Schnabelhaube und Tausend-Falten-Rock. Ausdruck für den ländlichen Wohlstand in der Region.
Ein Halloren Leichenträger, von der Brüderschaft der Salzwirker im Tale zu Halle.
Die Puppen entstanden wohl hier in Magdeburg, die Gesichter von regionalen Künstlern gestaltet. Möglicherweise nähte Alwine selbst einige Trachten.
Aber es finden sich ebenso viele Trachten aus Osteuropa. Die Kostüme der Puppen sind sehr Detail-reich: Schuhe, Unterröcke, Hüte, Haarschmuck. Die Gesichter lebensecht nachempfunden.
Alwine Arnold schenkte diese Sammlung dem gerade erst gegründeten Museum.
Ein frühes Beispiel für bürgerliche Beteiligung an der Museumsarbeit.
Die Ausstellung kann bis zum 20. Mai 2024 besucht werden.
Dazu ist auch Begleitband mit Fotografien von Charlen Christoph erschienen, der im Museumsshop erworben werden kann.